Das stand im Gießener Anzeiger vom 14. 02. 2022: Um die Dächer auf zwei Gebäuden wasserdicht zu machen, werden 714.000€ bereit gestellt. (Gebäude III, Pausenhalle und Toilettentrakt). Davon entfallen 362.000€ für ein Gebäude und die Außenfassade. Auf einem kleinen Dach wurde nach dem Bericht das Gefälle bereits beim Bau mangelhaft ausgeführt, so dass das Wasser auf dem Dach stehen bleibt, statt in den Dachgully abzufließen. Für das zweite Gebäude wurden 332.000€ eingeplant.
Nach Aussagen des Kreises, der der Schulträger ist (nicht die Gemeinde Biebertal) ist eine Photovoltaikanlage nicht möglich. Stattdessen soll das Dach begrünt werden.
Wir haben ein paar Fragen dazu:
Warum wurde die Bauausführung nicht im zeitlichen Zusammenhang kontrolliert? Normal wird eine Bauabnahme durchgeführt..
Aber auch nach 6 Monaten, 1 Jahr oder 2 Jahren wäre eine Prüfung hilfreich gewesen, um die Mängel aufzulisten und von der ausführenden Firma auf deren Kosten beheben zu lassen. Ich habe während meiner Berufstätigkeit des Öfteren beobachtet, dass man mit öffentlichen Geldern eher oberflächlich umgeht und Mängel nicht reklamiert. War das hier auch der Fall? Für die Zukunft wünschenswert: Besonders öffentliche Baumaßnahmen genauestens kontrollieren!
Solange das Dach dicht ist, ist stehendes Wasser eigentlich kein Problem, es hat ja einen kühlenden Effekt.
Warum Dachbegrünung statt Photovoltaikanlage? Warum nicht beides?
Durchschnittlich wiegt der m² mit Extensivbegrünung 130kg – je nach Bepflanzung in wassergesättigtem Zustand zwischen 95 und 155 kg/m² bei einer Auflagedicke von 10-20 cm. Für ein mit Sedum begrüntes Dach mit 6 cm Schichtdicke werden es ca. 80 bis 100 kg/m² sein. Das beinhaltet Vegetation, Filter- und Drainschicht. Natürlich kann man die Schicht auch bis 3cm runter fahren, was sie leichter macht, allerdings würde das sogar bei Sedum unter Umständen zum Absterben führen.
( Quelle: baunetzwissen.de )
Wie sieht es mit einer Photovoltaikanlage aus? Sie wiegt im Durchschnitt 25kg pro m², nämlich mit Untergestell fürs Flachdach. Das Montagesystem hat ein Eigengewicht von ca. 7 bis 15 kg pro Quadratmeter. Ein Modul wiegt ca. 10 bis 12 kg/m². Generell liegt das Gewicht also bei etwa 25 kg/m² ohne Ballast.
Da fragt man sich natürlich: Warum soll das Dach für eine Begrünung geeignet sein, für eine Photovoltaikanlage dagegen nicht? Hat das nicht eher mit den zu erwartenden Kosten zu tun? 1 m² mit Sedum bepflanztes Dach kostet komplett etwa 40-60 €, für eine PV sind dagegen je nach Anzahl der Solarmodule erhebliche höhere Kosten einzuplanen – siehe Tabelle unten. Werden die Module auf Kies der Höhe von 5 cm gestellt (normalerweise auf einem Betondach nicht erforderlich), so kommt durchschnittlich ein Gewicht von 75 kg/m² hinzu. Allerdings fährt die Photovoltaikanlage auch Geld ein, die bei den Kosten üblicherweise gegengerechnet werden.
D.h., wir hätten etwa 100 kg/m² bei der Photovoltaikanlage und
ca. 130 kg/m² bei der Begrünung
Moor statt neues Dachgefälle: Eine Anregung von uns: Beim Fotografieren habe ich gesehen, dass das Dach, in dem Wasser stehen bleibt, relativ klein ist. Wir haben seit 10 Jahren ein 4 m² großes Moor auf dem Dach. Mehr als 2 cm Wasserstand ist nicht erforderlich. Siehe: Das Moor auf unserem Dach Ein Moor ließe sich genau hier auch bauen. Als Unterlage wurde bei uns eine EPDM-Dachfolie verwendet und darauf die Torfziegel mit vielen Lücken aufgestellt. Freie entstehende Wasserflächen sind wünschenswert. Die zusätzliche Belastung durch nasse Torfziegel ist minimal.
Ist eine solche Überlegung nicht auch nachdenkenswert?
Drei umweltfreundliche Lösungen auf einem Gebäude
- Photovoltaik = eigene Stromerzeugung
- Dachbegrünung Standard = Kühlung, Photosynthese, Kleintierbiotop
- Anlage eines Moores = besonders gute, sich im Laufe der Jahre verstärkende CO²-Bindung
Das ergeben drei neue Lernorte in der Schule!
Die Schüler müssen ja nicht auf das Dach gehen, WebCams auf dem Dach reichen und bieten gleichzeitig eine Kontrollmöglichkeit zur Dichtigkeit des Daches.
Ich fände es gut, wenn bei den Sanierungsarbeiten in die Zukunft gedacht würde. Gerade was die Energieversorgung angeht, zeigt uns der Krieg gegen die Ukraine, das wir alles tun sollten, um uns unabhängiger zu machen. Das spricht für eine Photovoltaikanlage.
Quellen : zinco.de, Deutsche Umwelthilfe
Foto Eveline Renell, 19.2.2022